Volkskunst in der Osterzeit

15.03.2009 bis 03.05.2009

Ostern ist für die römisch-katholische und die orthodoxe Kirche das älteste und höchste Fest des Kirchenjahres. Es ging aus der christlichen Umdeutung des jüdischen Passah-Festes hervor.

Das Konzil von Nicäa bestimmte im Jahr 325 den ersten Sonntag nach dem 1.Vollmondtag des Frühjahrs (Beginn 21.3.) als Ostertermin (Zeitpunkt des Todes und der Auferstehung Jesu). Hierdurch trennten sich die christlichen Kirchen endgültig vom Einfluss des jüdischen Festkalenders und charakterisierten Ostern als Fest der Auferstehung Christi.

Das Osterfest ist ohne das Schenken von Eiern kaum vorstellbar. Damit steht das verzierte Ei aus den verschiedenen Regionen Deutschlands sowie aus ferneren Ländern auch im Mittelpunkt der kleinen Ausstellung.

Das Färben und Bemalen von Eiern ist in vielen Kulturen ein sehr alter Brauch, steht das Ei doch als Symbol für die Entstehung der Welt und des Lebens sowie für die Fruchtbarkeit. Die künstlerische Gestaltung mit Farben und Ornamenten ist von den vielfältigen Glaubensvorstellungen und Riten einzelner Völker geprägt.
Gezeigt werden Eier aus beschnittenem Meerschaum, geritztem Speckstein, bemaltem Holz, verzierte Straußen-, Gänse-​, Emu- und Hühnereier, Eier in Cloisonné-Technik, mit Halbedelsteinen besetzte Eier, sowie verzierte Eier in der Bossier-, Kratz- und Ätztechnik und der Wachsbatik.

Doch nicht nur das Ei spielt in der Osterzeit eine zentrale Rolle. Auch die Darstellung der Leidensgeschichte Christi in Form von Passionskrippen hat in den verschiedenen Regionen und Ländern eine lange Tradition. Die Ausstellung zeigt eine kleine Auswahl dieser szenischen Darstellungen, wie ein Abendmahl des Portugiesischen Künstlers Misterio oder ein Marterkreuz mit den Leidenswerkzeugen Christi aus Peru oder Geduldflaschen mit Kreuzigungsdarstellungen aus der Zeit des 1. WK.

Mit der Ausbreitung des Christentums überlagerte das Osterfest auch die alten vorchristlichen Frühlingsfeiern. Geschickt wurden alte Riten fast nahtlos in christliche Bräuche überführt.
So wurde auch für die Christen das Ei zum Symbol der Auferstehungshoffnung der Menschen. „Wie der Vogel aus dem Ei gekrochen, hat Jesus Christus das Grab zerbrochen.“ Das Osterei symbolisiert das versiegelte und gesprengte Grab sowie den Neubeginn. Dem christlichen Osterfest geht eine entbehrungsreiche 40-tägige Fastenzeit voraus. Da die Wochen vor Ostern für die Hühner gute Legezeiten sind, wurde bis zum Anfang des 19. Jh. mit „Pachteiern“ einerseits die zu Ostern fällige Pacht bezahlt und andererseits das „Osterei“ als symbolhaftes Geschenk genutzt.

Die „Schenkeier“ wurden in unterschiedlichster Weise verziert, wobei sicher die rot gefärbten Eier, die man sich in der griechisch-orthodoxen Kirche bis heute nach dem Ostergottesdienst überreicht, zu den Anfängen des österlichen Schenkens gehören. Diese Eier sollten das neue Leben versinnbildlichen, das die starre, tote Eierschale immer wieder durchbricht, so wie Christus Tod und Grab überwand. Die rote Farbe verweist auf den lebendigen, auferstandenen Christus, das durch ihn vergossene Blut.

Ist das Eierverschenken ein uralter Brauch, so ist das Aufstellen von Passionskrippen eine relativ junge Erscheinung. Der Brauch der Fasten- und Osterkrippen hat gegen Ende des 18. und in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts Verbreitung gefunden. Zuerst nur in den Kirchen und Klöstern zu sehen, fanden sie ab dem späten 18. Jahrhundert den Weg in die Häuser und Wohnungen der Menschen. Hauptsächlich kleinbürgerliche und bäuerliche Kreise waren Träger dieses von den Passions- und Mysterienspielen abgeleiteten Brauches. Dargestellt sind die Leidensgeschichte von Jesus wie z.B.: Jesus mit seinen 12 Jüngern beim Abendmahl, Jesus vor Pilatus, die Geißelung und Verspottung, die Kreuztragung, die Kreuzigung, Kreuzabnahme und Grablegung sowie die Auferstehung.

Die Ostergeschichte bietet inhaltlich wie auch aus dramaturgischen Gesichtspunkten viele Gestaltungsmöglichkeiten. Die dargestellten Szenen sind stets lebendig, ergreifend und vor allem aber auch erzählerisch. Von den professionellen ebenso wie von den Volkskünstlern wird aus der eigenen christlichen Tradition heraus die Geschichte des leidenden Jesus Christus erzählt. Bis heute setzen sich die Menschen in den verschiedenen Ländern der Erde künstlerisch mit der Passionsgeschichte auseinander. Man holt die Geschichte sozusagen ins eigene Land, ins eigene Dorf, zu sich ins eigene Haus. Eine kleine Auswahl ihres volkskünstlerischen Schaffens sehen Sie hier in der Ausstellung.
Die zwölf Jünger und Jesus beim letzten Abendmahl, Jesus vor Pilatus, die Kreuzigung und Auferstehung – für viele Krippenbauer sind Passionskrippen eine viel größere Herausforderung als Weihnachtskrippen. Die Ostergeschichte bietet inhaltlich wie auch aus dramaturgischen Gesichtspunkten viel mehr Möglichkeiten der Gestaltung.

Am Ostersonntag, dem 12. April, von 11.00 bis 17.00 Uhr, führt Cornelia Thor die sorbischen Verzierungstechniken der Wachsbatik und des Bossierens vor. Wer die Wachsbatik selbst einmal probieren möchte, hat an diesem Tag die Gelegenheit unter fachlicher Anleitung ein Ei zu gestalten. Weiterhin zeigt Thomas Grothe aus dem Zuckermuseum Berlin, wie man aus einer Zuckermasse Figuren herstellen kann. Dabei gibt er praktische Anleitung zum Selbermachen. Zu Osterspielen, Kaffee und Kuchen laden die Mitarbeiter und der Freundeskreis des Museums kleine und große Besucher herzlich ins Kreismuseum ein.