Erziehung zur Elite — Die Fürsten- und Landesschulen zu Grimma, Meißen und Schulpforte um 1900

15.12.2003 bis 31.07.2004

Seit der Eröffnung des Sächsischen Landesgymnasiums Sankt Afra in Meißen ist das Interesse an den Vorgängereinrichtungen, den so genannten Fürsten- und Landesschulen in Meißen, Grimma und Schulpforte, bedeutend gestiegen. Die anhaltende Diskussion um das Bildungsniveau und die Bildungsstandards an deutschen Gymnasien förderte diese Beachtung zusätzlich.

Die Fürsten- und Landesschulen gehörten zu den bedeutendsten evangelischen Bildungseinrichtungen in Deutschland. In der Reformationszeit waren sie in den ehemaligen Klöstern St. Afra zu Meißen, St. Augustin zu Grimma und St. Marien zu Pforte eingerichtet worden. Herzog Moritz von Sachsen griff damit die Idee auf, einen völlig neuen Schultyp zu gründen. Knaben ab dem elften Lebensjahr wurden dort im Geiste des Luthertums und des Humanismus erzogen. Die Internatsplätze konnten durch ausgewählte Städte des Landes, einige adelige Familien und durch den Landesherrn selbst vergeben werden. Somit wurden begabte Jungen aus adeligen Familien und aus ärmeren bürgerlichen Familien gemeinsam erzogen. Die Schüler erhielten die wissenschaftliche Vorbildung für das spätere Studium an der Universität Leipzig. Schulziel war, die Bildungsfundamente für spätere Theologen, Verwaltungsbeamte und Lehrer zu legen. Diese Bildungsaufgabe verfolgten die Fürstenschulen bis zu ihrem Niedergang Mitte des 20. Jahrhunderts.

Seit Anfang des 19. Jahrhunderts verloren die Fürstenschulen ihre bisherige Sonderstellung als alleinige Staatsschulen. In dem Maße, in dem die Sonderstellung abnahm, versuchten die Fürstenschulen, ihr Prestige zu bewahren. Dabei wurden vor allem auf die Traditionen und die Stellung als staatliche Eliteschulen verwiesen.

Das Kreismuseum Grimma zeigt eine Ausstellung, die sich der Umbruchphase der Fürsten- und Landesschulen am Ende des 19. Jahrhunderts widmet. Die Ausstellung beleuchtet den Unterrichtsalltag, das Internatsleben, die Leistungsanforderungen, die Karrierewege von Absolventen und insbesondere die Wirkungsgeschichte der Schulen. Dieser Aspekt steht auch im Zentrum des zweiten Ausstellungsteils, der im Gymnasium St. Augustin zu Grimma gezeigt wird.

Die Ausstellung im Kreismuseum Grimma entstand mit freundlicher Unterstützung der Ostdeutschen Sparkassenstiftung im Freistaat Sachsen gemeinsam mit der Sparkasse Muldental und der Kreissparkasse Meißen, der Sächsischen Landesstelle für Museumswesen sowie dem Augustiner-Verein. Vertiefende Informationen über die drei Fürsten- und Landesschulen bietet das gleichnamige Buch zur Ausstellung. Es ist im Kreismuseum Grimma und im Buchhandel erhältlich.

Durch die unmittelbare Nähe der ehemaligen Fürsten- und Landesschule St. Augustin zum Kreismuseum empfiehlt sich, zusätzlich zum Besuch der Ausstellung auch gleich eine Besichtigung der Schule zu planen. Das Thema der Ausstellung ist so umfassend, dass Schulklassen hier auch die Gelegenheit haben, ihren Projekttag zu gestalten.