Neben den beiden bekannten Schriftstellern Seume und Stolle, welche man mit Grimma in Verbindung bringt, gab es auch solche, die heute größtenteils in Vergessenheit geraten sind. Zu ihnen gehört Ida Krempe, die unter ihrem Geburtsnamen Ida Frick um die Mitte des 19. Jahrhunderts zahlreiche Romane und Novellen veröffentlichte.
Die 1808 Geborene kam früh in eine Pflegefamilie, bei der sie eine lieblose Kindheit und Jugend durchlebte. Später heiratete sie Finanzrat Krempe aus Dresden, wo sie bis zu dessen Tod, ca. Ende der 1860er, ansässig war. Danach zog sie nach Grimma, um hier ihren Lebensabend zu verbringen. Bis zu ihrem Tod am 14. August 1893 lebte sie in aller Abgeschiedenheit und zusehends vereinsamt in der Schulstraße.
Als Schriftstellerin trat sie erstmals 1839 in Erscheinung. Bis 1865 schrieb sie etwa 20 Romane und Novellen, von denen mehrere auf historischen Begebenheiten beruhten oder die sich mit den gegenwärtigen Zeitumständen beschäftigten. Sie setzte sich in ihren Romanen auch früh mit der Stellung der Frau in der Zeit des Vormärz auseinander. So widmete sie ihr Werk „Der Frauen Sklaventum und Freiheit“ von 1845 allen „deutschen Frauen und Jungfrauen“ und ihr biographischer Roman „Mohammed und seine Frauen“ (1844) hat heute fast schon wieder Aktualität. Ihre Werke erschienen in den namhaften Verlagen der Zeit wie Reclam in Leipzig oder der Arnold’schen Verlagsbuchhandlung in Dresden.
Als man sie am 17. August 1893 auf dem Grimmaer Friedhof zu Grabe trug, war sie jedoch den meisten ihrer Zeitgenossen bereits weitgehend unbekannt und es hätte wohl kaum jemand von ihrem Tod Notiz genommen, wenn die kinderlos Verstorbene nicht die Stadt Grimma als Universalerbin bestimmt hätte. Ihr eigenes Schicksal gab wohl den Anlass, ihr gesamtes Vermögen den Armen der Stadt zukommen zu lassen. So bestimmte sie einen Teil ihres Erbes zur baulichen Erweiterung des Siechenhauses. Außer einer Zuwendung von 1000 Mark an die „Landesanstalt für schwachsinnige Kinder“, verteilte sich ihr restliches Vermögen auf die wohltätigen Einrichtungen der Stadt. Ihre Werke wurden der Bibliothek des Gewerbevereins überlassen, wo sie am 18. März 1905 durch Brand vernichtet wurden.
Peter Fricke, 2015