Grimmaer Husaren bei der Schutztruppe

An den Kämpfen gegen die Herero und die Nama (Hottentotten) in Deutsch-Südwestafrika beteiligten sich auch mehrere Husaren des Husarenregiments Nr. 19 in Grimma. An den Kämpfen der Jahre 1904 bis 1907 waren mindestens 41 ehemalige Husaren und vier Grimmaer, die zuvor anderen Regimentern angehörten, beteiligt. Der Dienst in der Schutztruppe erfolgte in der Regel freiwillig für zwei Jahre bzw. bis zur Demobilisierung. Da jedoch die kleine Truppe in Südwestafrika dem Aufstand nicht gewachsen war, mussten die deutschen Regimenter Mannschaften stellen. Allerdings ist davon auszugehen, dass sich immer genügend Freiwillige fanden, da es sich nur um eine vergleichsweise kleine Anzahl handelte und der Dienst neben mehr Sold auch einiges an Abenteuer versprach.
Von den bekannten 45 Grimmaer Kriegsteilnehmern starben sechs (13%), zwei davon an Krankheiten (Typhus), mindestens zwei weitere wurden verwundet. Nach Beendigung des Aufstandes wurde im Kasernengelände das sogenannte Afrikadenkmal für die fünf gefallenen Regimentsangehörigen errichtet.
Einer der ersten Freiwilligen war Oberleutnant Kirsten, der sich schon ab Juni 1904 an den Kämpfen beteiligte. Er war nicht nur preisgekrönter Teilnehmer von zahlreichen Reitwettbewerben, sondern brachte für diesen Auslandseinsatz schon Erfahrungen aus der Niederschlagung des Boxeraufstandes in China mit.
Die Einsatzgebiete bei der Schutztruppe waren vielfältig. Einige der ehemaligen Husaren dienten beim 2. Feld-Regiment in Artillerieabteilungen oder in Proviant- und Munitionskolonnen. Andere waren in Lichtsignal-Abteilungen oder als Sanitäter tätig. Es sind auch auffallend viele Veterinäre aus den Reiterregimentern abgezogen worden, da der Transport in Südwestafrika größtenteils mit Esel- und Ochsengespannen erfolgte, welche aufgrund der klimatischen Bedingungen eine hohe Ausfallquote zu verzeichnen hatten.
Dass auch der Dienst in rückwärtigen Abteilungen nicht ungefährlich war, zeigt das Beispiel des aus Leipzig-Lindenau stammenden Grimmaer Husaren Max Lange, der zusammen mit zwei Kameraden am 13. November 1905 bei einem Überfall auf seinen Wagenzug getötet wurde. Zudem fielen auch einige Soldaten dem ständigen Wassermangel und den Strapazen in den Steppen und Wüsten des Landes zum Opfer.
Ein weiterer Husar, der Leutnant von und zu Mannsbach, diente als Führer einer Proviantkolonne, die mit Eseln ausgestattet war. Dabei zogen jeweils zehn Esel einen Wagen. Trotzdem lag die Durchschnittsgeschwindigkeit in dem wüsten- und steppenartigen Gelände nur bei etwa 2 km/h. Auch Gefangenentransporte wurden von dieser Kolonne übernommen. Unter den Gefangenen befanden sich unter anderem die Nama-Häuptlinge Samuel Isaak und Christian Goliath, mit denen sich Mannsbach auch auf deutsch und bei letzteren sogar auf sächsisch unterhalten konnte. Nach dem Krieg wurde er mit dem Kronenorden 4. Klasse und der Südwestafrikagedenkmünze ausgezeichnet. Ab dem 1. Dezember 1906 tat er wieder im hiesigen Husarenregiment Dienst.
Ein Hindernis stellte auch die Zustellung der Feldpost dar, wie das Beispiel eines Sanitäters zeigt, welcher von 1904 bis 1906 in Südwestafrika diente. Damit dieser rechtzeitig für Weihnachten 1905 ein Paket Zigarren erhalten konnte, hatten der damalige Oberarzt Dr. Krüger und der Oberstabsarzt Dr. Wilke des hiesigen Regiments das Päckchen schon im Oktober abgeschickt. Jedoch kam es vorerst nicht beim Adressaten an. Im August 1907, als der Sanitäter schon wieder beim Husarenregiment seinen Dienst verrichtete, erreichte ihn das Paket nach einer kleinen Weltreise auf dem Truppenübungsplatz in Zeithain. Die Freude des Empfängers war dennoch groß, da der Inhalt in Form von Zigarren die lange Reise unbeschadet überstanden hatte.
Aber nicht jeder Grimmaer, der bei der Schutztruppe diente, war Husar. Die wenigsten Stadtbewohner leisteten ihren Armeedienst bei den hiesigen Husaren, sondern bei den sächs. Infanterieregimentern des 19. Armeebezirks (meist 105, 106 und 107). So auch Arthur Hempel, von welchem in einem früheren Artikel (LVZ 2.12.2008) vorschnell angenommen wurde, er sei Husar gewesen. Hempel diente stattdessen im 105. Infanterieregiment in Straßburg, bevor er zur Schutztruppe ging und schon am 25. Oktober 1904 bei der Schlacht am Waterberg fiel. Der Verstorbene war am 1. Juli 1882 in Grimma geboren worden und war der Sohn des Unterwachtmeisters Hempel, welcher früher tatsächlich als Husar in Grimma diente und später als Aufseher im Waldheimer Gefängnis tätig war. Im Zusammenhang mit dieser bekanntesten Schlacht und dem Aufstand der Eingeborenen in Deutsch-Südwest starben etwa 1400 Soldaten und Siedler, sowie geschätzte 40000 Herero und Nama. Der Aufstand dauerte noch bis 1907, als sich die letzten Nama Häuptlinge ergaben.

Peter Fricke, 2020