Das blaue Wunder der Blaudrucker

13.03.2011 bis 21.08.2011

Wer kennt sie nicht, die Aussprüche „Grün und Blau schlagen“ oder „Sein blaues Wunder erleben“. Beide haben ihren Ursprung im Handwerk der Blaufärber. Diesem Thema widmet sich das Kreismuseum Grimma in seiner neuen Ausstellung.

Im 18. und 19. Jh., der Blütezeit des Blaudrucks, besaß fast jeder größere Ort im deutschsprachigen Raum eine Blaudruckerei bzw. eine Färberei, die sich mit Blaudruck beschäftigte. So auch Grimma.

1692 siedelte sich der Schwarz- und Schönfärber Severin Leonhardt aus Colditz in der Leipziger Gasse an. Er war Stammvater der Leonhardt’schen Familie, die im 18. Jh. bis zum ausgehenden 19. Jh. diesem Gewerbe in Grimma nachging. Ihre Produkte fanden auf den Leipziger Messen starken Absatz.

Die Ausstellung zeigt verschiedene Handwerkszeuge der Blaudrucker, wie Model, Musterbücher, vor allem aber die vielfältigsten Blaudruckerzeugnisse wie Tischdecken, Bettwäsche und Bekleidung. Hier sind die Schürzen der Sorben hervorzuheben. Sie wurden stets beidseitig bedruckt, wobei sich die Muster von Dorf zu Dorf stark unterschieden.
Zur Sonntagstracht der Mädchen im Kirchspiel Schleife gehörte z.B. die mit einem großflächigen Model bedruckte Leinenschürze. In der weiblichen Arbeitstracht der Niederlausitz waren bis Mitte des 20. Jh. blau gefärbte oder mit Blaudruckmustern verzierte Schürzen üblich. Die verschiedenen Muster haben im sorbischen Trachtengebiet noch heute besondere Namen.

Aus dem Thüringer Raum sind ein Kindermantel sowie Bettbezüge mit biblischen Motiven aus dem 18. Jh. zu erwähnen.
Die ausgestellten Model stammen aus dem 18. bis Mitte des 20. Jh. wobei die Barockmodel mit den verschiedenen christlichen Motiven mit zu den kostbarsten Ausstellungsstücken gehören.

In der Regel verwendete man für die Model das gut abgelagerte, feinfaserige und astfreie Birnbaumholz. Großflächige Model wurden und werden auch heute noch aus drei Schichten, oft einer Kombination aus Birnbaumholz und dem leichteren Lindenholz, miteinander verleimt. Die oberste Platte ist bei fast allen Modeln lackiert, der Druckbereich naturbelassen und mit Terpentinöl und Bimsstein plangeschliffen.

Seit dem 19. Jahrhundert benutzte man Model, bei denen sehr feine Konturen im Muster durch Messingstifte und -platten entstanden, die ins Birnbaumholz eingeschlagen waren. An den Kanten oder auf der Rückseite haben die Model Handgriffe und an jeder Ecke einen Rapportstift, der auf dem Stoff eine Markierung hinterlässt und somit einen lückenlosen Druck ermöglicht.

1692 siedelte sich der Schwarz- und Schönfärber Severin Leonhardt aus Colditz in der Leipziger Gasse an. Er war Stammvater der Leonhardt’schen Familie, die im 18. Jh. das Gewerbe der Färber und Drucker von Leinwand und baumwollenen Waren zu einer bedeutenden Manufaktur in Grimma werden ließ.

Interessant sind die Standorte der späteren Druckereien bzw. Färbereien der Familie Leonhardt in der Nähe der Röhrtröge innerhalb der Stadt. Eine wichtige Voraussetzung für die Färbereien war das Vorhandensein von fließendem Wasser. Stehende Gewässer waren kaum nutzbar, da der Stoff mehrmals in klarem Wasser gespült werden musste. In Grimma waren mehrere Röhrtröge verteilt, die von den vielen umliegenden Quellen gespeist wurden. Eine Röhrenleitung floss in das Haus Leipziger Gasse 138. Für Severin Leonhardt war das Vorhandensein dieser Wasserleitung ein wichtiger Grund, seine Färberei in der Leipziger Gasse 138 einzurichten.

Sein Sohn Johann Christian übernahm das väterliche Geschäft und übertrug es wiederum an seine drei Söhne Johann Gottfried, Gottlob und August, die das Gewerbe in der Leipziger Gasse, am Markt und in der Brückengasse fortführten.
Ihr bunter Leinwanddruck zeichnete sich durch eine besondere Güte der Farben aus. Aber auch die Blaudruckerzeugnisse wurden in einer sehr guten Qualität gefertigt. So fanden beide Produkte auf den Leipziger Messen starken Absatz.

Ende des 18. Jh. waren in Grimma 4 Färbereien, alle im Familienbesitz der Leonhardts.
Wann genau die letzte Leonardt’sche Druckerei ihre Produktion einstellte, ist nicht bekannt. Letzte Erwähnung als Färbereibesitzer finden im Adressbuch von 1887/88 Julius Emil und Albert Friedrich Leonhardt in der Langen Straße 29 bzw. Gustav Richard Schmidt am Markt 21.